Niedlich und genügsam
Ein Leben mit Hund ist – wie viele wissen – einfach lustig.
So auch das Leben mit unserer Yorkie-Dame Minnie.
Nicht nur, dass sie – was für einen Yorkie äußerst untypisch ist – fast nie bellt, sie ist auch so brav und genügsam, dass wir manchmal fast Mitleid mit ihr haben.
Zum Beispiel ist es wirklich mühelos und unkompliziert, mit ihr auswärts essen zu gehen. Minnie setzt sich unter den Tisch und schläft dort, bis wir wieder gehen. Wenn man nicht wüsste, dass wir sie mitgebracht haben, könnte man glatt vergessen, dass sie überhaupt da ist.
Minnie kläfft niemanden an, sie kratzt nicht, beißt nicht, springt an niemandem hoch und ist im Allgemeinen eher das, was man einen Feigling nennt.
Als unsere Schwester und Lieblingstierärztin unsere Minnie zum ersten Mal sah, rief sie: „Gott bist du beta!“, weil Minnie sich ganz klein machte und wie eine Sphinx verneigte. Sie ist wirklich das genaue Gegenteil eines Apha-Hunds. „Beta“, tja, das beschreibt unsere Minnie perfekt.
Doch sie ist nicht zu unterschätzen, denn bloß, weil sie ängstlich ist, ist sie noch lange nicht blöd!
Im Park
Wir verbringen Minnies Gassi-Zeit gerne im Park. Sie liebt es, ohne Leine herumzulaufen und alles zu erkunden, was sie für interessant hält.
Weil Minnie im Park hin und wieder dazu neigt, sich zu weit von uns zu entfernen, haben wir ihr eine Eselsbrücke beigebracht.
Jedes Mal, wenn sie gehorsam ist und auf unseren Ruf reagiert, belohnen wir sie mit einem Leckerli. Das funktioniert wirklich gut. Oder besser gesagt, fast immer. Denn leider hat Minnie ihre eigene Taktik entwickelt – zu ihrem Vorteil, versteht sich. In letzter Zeit bleibt sie oft einfach stehen, meist auf dem kleinen Hügel, schaut süß in unsere Richtung, bewegt sich aber keinen Millimeter.
Sie wartet tatsächlich so lange ab, bis sie sieht, dass wir ein Leckerli aus der Jackentasche holen, erst dann rennt sie wie der Blitz wieder zu uns.
Es ist unglaublich lustig anzusehen, wie sie so klein und niedlich aussieht und dabei tut, als ob sie taub wäre. Sobald jedoch das Leckerli-Sackerl raschelt, aktiviert sie ihren Top-Speed-Modus und sprintet so schnell, dass wir immer wieder erstaunt sind, wie flink dieses kleine, flauschige Wesen rennen kann.
Oh Schreck, sie ist entwischt!
Zurück zu Hause denke ich bei mir, dass Minnie jetzt sicherlich so müde ist, dass sie für ein oder zwei Stunden schlafen wird.
Ich ziehe mich also um, um dann etwas aufgehübscht leise durch die Haustüre zu verschwinden, als sie plötzlich vor mir steht und den Ausgang blockiert.
Minnie springt wieder und wieder in die Luft und wedelt so intensiv, dass es wirklich schwer ist, Ihrer Niedlichkeit zu widerstehen.
Nun ja, überlege ich, vielleicht muss sie ja einfach nochmal raus?
Also öffne ich die Tür und schwupps, ist Minnie draußen, schaut mich glücklich an und wedelt triumphierend.
Da sich gleich vorn an der Hecke einer von Minnies Lieblings-Piesel-Plätzen befindet, locke ich sie dahin und tatsächlich nutzte sie die Gelegenheit um ihre Blase zu entleeren.
Den Weg zurück zum Haus läuft sie brav und ohne Verzögerung hinter mir her.
Während ich mir eine Jacke aus dem Schrank hole und im Vorbeigehen nochmal kurz in den Spiegel schaue, ist Minnie plötzlich verschwunden.
Ich rufe laut durchs Haus, aber Minnie reagiert nicht. Auch als mein Rufen immer lauter wird, kommt Minnie nicht angelaufen. Mir wird ganz Angst und Bang.
Ich kontrolliere jeden Raum, schaue unter jedes Bett und die Couch. Selbst im Garten suche ich nach ihr, obwohl sie dort gar nicht sein kann, denn die Terrassentüre ist verschlossen und eine Hundeklappe gibt es bei uns nicht.
Vollkommen verzweifelt überlegte ich, was ich nun tun könnte.
Erneut durchsuche ich alle Räume und alle Winkel des Hauses, während ich immer wieder laut nach ihr rufe. Minnie ist einfach spurlos verschwunden.
Die Erleichterung
Da bemerke ich, dass ich vorhin wohl vergessen habe, die Haustüre zu schließen. Diese war nur angelehnt und gerade so weit offen, dass Minnie hindurchpasst.
Ich öffne die Tür und trete einen Schritt hinaus, aber sie ist nirgends zu sehen. Während ich einen weiteren Schritt nach draußen gehe, rufe ich wieder laut „Minniiiiieeeee!“.
Zum Glück, da ist sie… Minnie schaut gerade genug hinter meinem Auto hervor, dass ich sehen kann, wie sie stolz wedelt und sich freut, dass sie mich ausgetrickst hat.
Für sie ist es ganz einfach: steht sie erst einmal beim Auto, ist der Weg ins Auto rein so gut wie geschafft.
Auch wenn sie nicht mit mir fahren darf, bin ich so unglaublich erleichtert, dass sie gesund und munter wieder bei mir ist, dass ich mein kleines Minnie Lausemädchen hochhebe und ganz fest knuddle.
Mit Zuversicht und Hoffnung lassen sich alle Stürme des Lebens überstehen
Bildnachweis: Manuela Hofer
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